Montag, 7. Mai 2007

fünftens

V

Ein letzter Zug an der Zigarette ist ihr geblieben. Sie atmet aus. der Qualm vernebelt ihr die Augen, sie schmeißt den Zigarettenstummel weg. Das Aufschlagen der Zigarette auf der Straße ist das einzige Geräusch, das sie vernimmt. Links das Ende des Bürgersteigs, rechts die dunklen Häuser der Stadt, es ist spät geworden. Die Blätter der Bäume, das Gras und die Autoscheiben mit Tau bedeckt, das Dunkel der Nacht am Himmel verschwindet und die Morgenröte zeichnet ein neues Bild der Stadt. Ihre Beine tragen sie weiter, weiter die Straße entlang, bis hin zur Kreuzung, an welcher ihr die Ampeln ein Feuerwerk des Lichtes vollführen. Sie läuft weiter und ein Auto rast an ihr vorbei, einzig junger Mann in ihm. Wenig später verschwinden die Rücklichter des Autos und es ist wieder still. Etwas entfernt gestikuliert ein Mann wild herum, ihn scheint etwas zu verärgern. Das leise Tippen ihres Schritts zerstört die Stille, sie geht in seine Richtung. Sie hebt vorsichtig ihre Hand und streift ihn leicht. Ein Ruck durchfährt seinen Körper. Er dreht sich langsam in ihre Richtung um.

Montag, 19. März 2007

zusammenfassung des ganzen

I

Piiiep. Piiiep. Fuck. Verwirrt und nicht nüchtern springt ein Mann aus seinem Bett. Er hat verschlafen, er weiss es. Ein wenig verängstigt schielt er zur Uhr, 7:35. In seinem Kopf schwirrt viel umher, aber nur der wütende Chef verängstigt ihn. Er rennt ins Bad, zieht seinen Anzug vom Vortrag an und huscht in die Küche. Dort angekommen, stopft er sich ein trockenes Brot in den Mund, versucht dieses mit kaltem Kaffe hinunter zu spülen. Aus Hektik vergisst er seinen Türschlüssel, was ihm auffällt, als er die Tür geschlossen hat. Der Tag kann nur schlecht enden, denkt er sich. Das erste, was ihm dann an seinem Auto auffällt, ist nicht die kaputte Stoßstange, sondern die fehlenden Reifen. Ans Auto fahren war auch nicht zu denken, denn sein Autoschlüssel ist samt Türschlüssel in der Wohnung. Noch ein Blick zur Uhr, 7:41. Sein Gesicht ähnelt einer bösen Fratze. Kommt er heute zu spät, dann macht sein Chef ihm mehr als nur die Hölle heiß. Er rennt die Straße hinab, die Treppen der Bahnstation hinunter und statt die Bahn zu verpassen, übersieht er einen älteren Herren und stößt diesen im Vorbei- laufen um. Seine Bahn bekommt er, auch einen Sitzplatz mit Blick nach draußen. So kann er den alten Herren sehen, der blutend auf dem Boden liegt. Sein Pech, denkt sich unser Mann, warum stand er da auch rum? Die Bahnstation ist nahe dem Büro und er erreicht es schnell, kriegt sofort einen Aufzug. Pause. Er hat genau 30 Sekunden Zeit, sich eine verdammt gute Ausrede für seinen Chef einfallen zu lassen. Mit einem Ruck bleibt der Fahrstuhl stehen und die Türen öffnen sich.

II

‚Dummes Arschloch, was für ein Penner war das?’, denkt er sich. Seine Bahn fährt los, ohne ihn. Er presst das Taschentuch auf die Wunde des alten Mannes. Sekunden, vielleicht auch Minuten später löst ein Sanitäter ihn ab, wie lang er dort saß, weiß er nicht. Er will nicht zur Arbeit, er verlässt den Bahnhof und schlendert die Straße entlang. Es ist kurz nach acht am Morgen, die Schatten sind lang, der Himmel blau und er besorgt: was ist mit dem alten Mann und wie geht es ihm? Die Sonne blendet ihn, er sieht seinen Atem, er wartet und rennt los, er rennt über die Straße, die Autos hupen. Er will zurück, zurück zum Bahnhof. Als er ankommt ist der Krankenwagen bereits weg und zu welchen Krankenhaus er fährt, das weiss keiner und es interessiert auch niemanden. Wieder verlässt er den Bahnhof und steht wieder an der Straße, als er auf der anderen Straßenseite eine Telefonzelle sieht. Er geht hin und ruft die Auskunft an, die ihm den Weg zum nächsten Krankenhaus beschreiben soll. Das Krankenhaus ist hässlich, es ist quadratisch, es ist grau und es ist ein Krankenhaus. Er mag keine Krankenhäuser, doch er mag die Vorstellung, dass es dem alten Mann hilft, und dazu sind Krankenhäuser da. Die Rezeption ist verlassen, er klingelt und ruft, doch es ist niemand da. Nach fünf Minuten sieht er eine Krankenschwester den Flur entlang laufen. Er fragt sie, ob ein alter Mann mit Kopfverletzung eingeliefert worden ist. Es war das richtige Krankenhaus, der alte Mann wurde hierhin gebracht, doch die Krankenschwester guckt ihn betrübt an und das macht ihm Angst. „Sind sie ein Angehöriger?“, fragt die Schwester. Er verneint die Frage und antwortet ihr, „Ich habe ihn an der Bahnstation versorgt bis die Sanitäter kamen. Was ist mit ihm? Geht es ihm gut? Können sie mir wenigstens das sagen?“ “Der alte Mann ist im OP: er hat einen Gehirntumor. Der Tumor ist dem Chefarzt bei der Computer-Tomographie aufgefallen, die Wunde ist nicht schlimm, der Tumor war aber anscheint bisweilen unbemerkt.“, sagt sie. Das dumme Arschloch, das ihn umgestoßen hat, hat ihm sein Leben gerettet?! „Mehr kann ich ihnen leider nicht sagen, wenn sie kein Angehöriger sind, nur soviel, der Sturz hat dem Mann sein Leben gerettet oder wird es ihm hoffentlich retten. Ich muss jetzt gehen, ich muss mich beeilen“, sagt die Schwester und ist weg. Er verlässt das Krankenhaus, er ist verwirrt, doch er weiß: er muss das Arschloch finden und ihm sagen, was er getan hat. Er muss ihm sagen, dass er einem Menschen das Leben gerettet hat, hoffentlich gerettet hat. Nur wo ist er und wie findet man einen Unbekannten?

III

Ein komischer Mann, denkt sie, warum fragt er nach dem alten Mann? Und was will er von ihm? Sie geht den Korridor weiter entlang, bis sie den Operationstrakt erreicht. Der alte Mann wird im Operationssaal 3 operiert. Durch Berühren eines Schalters schwenken die Türen auf, sie schlägt gegen den Schalter. Hinter der Tür ist alles sauber und steril, außer ihrem Kopf, der ist ein katastrophales Chaos. Ein leise Piepen beherrscht den Raum, grüne Anzüge irren umher, die Anspannung ist den Gesichtern abzulesen. Der Tag ist noch jung und sie werden einen Mann den Schädel öffnen, und ihm sein Leben retten, hoffentlich. Muss er denn alleine sterben? Sie hat versucht seine Angehörigen zu erreichen, doch sie hat niemanden erreicht. Warum muss er überhaupt sterben? Sie ist noch nicht lange Krankenschwester, sie will Menschen helfen, aber sie will keine Menschen sterben sehen. Der Mann hat Glück, wäre der Tumor nicht entdeckt worden, wäre er gestorben, das ist sicher. Der Chirurg betritt den Raum, es scheint als würde die Welt um sie herum verstummen, er ist das Selbstbewusstsein selbst. Die Krankenschwestern atmen auf und sie beruhigt sich. Jetzt wird alles gut, sie braucht keine Angst mehr zu haben, er schafft das, er ist Chirurg, er kann Leben retten und wird ihn retten.

IV

„Was wünschen Sie?“, fragt der Kellner. „Ein Gin Tonic, bitte. Hat die Küche noch auf?“, fragt er zurück. Der Kellner verneint die Frage, es wäre auch zu schön gewesen, denkt er sich. Nachdenklich sitzt er an der Bar, er hängt eher als dass er sitzt, und er ist alleine. Das Leben will einen Clown aus ihm machen und es erlaubt sich derbe Späße. Am Morgen stößt ein junger Mann einen älteren um und rettet ihn damit das Leben. Wie kann so etwas sein?, fragt er sich abermals. Der alte Mann liegt jetzt auf der Intensivstation, ob er überlebt ist ungewiss. Eine der Schwester rief ihn an bevor er in das Lokal ging, er hatte ihr seine Nummer gegeben, für ein Date und keine Todesbotschaft. Wieder einer dieser Späße, denkt er sich, vielleicht wird doch mehr daraus? Hinter der Bar stolpert der Kellner und fliegt samt des Tabletts und seines Gin Tonics quer durch den Raum. Heute hat wohl nicht nur er einen schlechten Tag. Der Kellner bittet um Entschuldigung und sagt, dass er ihm das Getränk sofort bringen wird. Er schaut sich im Lokal um, es ist ein ruhiges Lokal mit bequemen Sesseln und gediegener Musik, die ihm leise berieselt. Nur sein Aschenbecher läuft bereits über, der Barkeeper übt sich lieber in Akrobatik statt seine Gäste, und vorallem ihm, zu bedienen - zwei Flaschen sind bereits zu Bruch gegangen. Zwei Plätze weiter sitzt ein Pärchen. Aber der Herr sollte sich lieber benehmen sonst waren sie die längste Zeit ein Pärchen, denn die junge Dame ist nicht sehr angetan von den Gesangs- und Trinkkünsten ihres Partners. Direkt hinter ihm ist ein Tisch mit älteren Herren. Sie unterhalten sich über Aktien, Wirtschaft und schnelle Autos. Die fünf Herren sitzen in ihren edlen Anzügen und mit ihren teuren Uhren an einem für sie reservierten Tisch und schlürfen ihre 10€ Cocktails. Er schüttelt nur den Kopf. Die müssen sicherlich nicht mit Hartz IV über die Runden kommen, denkt er sich. Inzwischen hat er seinen Gin Tonic gekriegt, dazu sogar eine Entschuldigung der Geschäftsleitung. Jene ist nämlich auch anwesend im Lokal, sie sitzt mehrere Tische weiter in einer Ecke des Raums und verhüllt sich in einer Wolke aus Zigarrenrauch, das einzige, das man sieht, ist das Glühen der Glut . Er kann seine Gedanken nicht mehr ordnen, geschweige denn sammeln und wie er den egoistischen Lebensretter finden soll, weiß er immer noch nicht. Er schüttet sich den Gin Tonic in einen Zug hinunter, löscht seine Zigarette und lässt das Geld samt Trinkgeld neben dem leeren Glas zurück. Schwankend steht er auf, sucht den Weg hinaus und öffnet die Tür ins Freie. Es ist still außerhalb des Lokals, einzig der Mond erhellt die Straße. Keine Wolke ist am Himmel zu sehen, die Sterne strahlen heller denn je, vielleicht hat er auch nur zuviel getrunken. Ein einziges Auto rast vorbei und stört die Idylle, es ist gesuchte der Mann! Er reagiert zu spät, das Auto ist bereits weg. Der Typ muss in der Nähe wohnen sonst würde er hier nicht langfahren, denkt er sich. Er zuckt zusammen, denn eine Hand packt ihm an der Schulter.

Freitag, 16. März 2007

wochenende

Es war lange still in meinem Blogg, doch das ist jetzt vorbei! Zwar gibt es heute kein neues Kapitel oder anderen Stuss, aber es kommt, es wird kommen. Bis dahin, genießt das Wochenende.

Donnerstag, 15. März 2007

viertens

IV

„Was wünschen Sie?“, fragt der Kellner. „Ein Gin Tonic, bitte. Hat die Küche noch auf?“, fragt er zurück. Der Kellner verneint die Frage, es wäre auch zu schön gewesen, denkt er sich. Nachdenklich sitzt er an der Bar, er hängt eher als dass er sitzt, und er ist alleine. Das Leben will einen Clown aus ihm machen und es erlaubt sich derbe Späße. Am Morgen stößt ein junger Mann einen älteren um und rettet ihn damit das Leben. Wie kann so etwas sein?, fragt er sich abermals. Der alte Mann liegt jetzt auf der Intensivstation, ob er überlebt ist ungewiss. Eine der Schwester rief ihn an bevor er in das Lokal ging, er hatte ihr seine Nummer gegeben, für ein Date und keine Todesbotschaft. Wieder einer dieser Späße, denkt er sich, vielleicht wird doch mehr daraus? Hinter der Bar stolpert der Kellner und fliegt samt des Tabletts und seines Gin Tonics quer durch den Raum. Heute hat wohl nicht nur er einen schlechten Tag. Der Kellner bittet um Entschuldigung und sagt, dass er ihm das Getränk sofort bringen wird. Er schaut sich im Lokal um, es ist ein ruhiges Lokal mit bequemen Sesseln und gediegener Musik, die ihm leise berieselt. Nur sein Aschenbecher läuft bereits über, der Barkeeper übt sich lieber in Akrobatik statt seine Gäste, und vorallem ihm, zu bedienen - zwei Flaschen sind bereits zu Bruch gegangen. Zwei Plätze weiter sitzt ein Pärchen. Aber der Herr sollte sich lieber benehmen sonst waren sie die längste Zeit ein Pärchen, denn die junge Dame ist nicht sehr angetan von den Gesangs- und Trinkkünsten ihres Partners. Direkt hinter ihm ist ein Tisch mit älteren Herren. Sie unterhalten sich über Aktien, Wirtschaft und schnelle Autos. Die fünf Herren sitzen in ihren edlen Anzügen und mit ihren teuren Uhren an einem für sie reservierten Tisch und schlürfen ihre 10€ Cocktails. Er schüttelt nur den Kopf. Die müssen sicherlich nicht mit Hartz IV über die Runden kommen, denkt er sich. Inzwischen hat er seinen Gin Tonic gekriegt, dazu sogar eine Entschuldigung der Geschäftsleitung. Jene ist nämlich auch anwesend im Lokal, sie sitzt mehrere Tische weiter in einer Ecke des Raums und verhüllt sich in einer Wolke aus Zigarrenrauch, das einzige, das man sieht, ist das Glühen der Glut . Er kann seine Gedanken nicht mehr ordnen, geschweige denn sammeln und wie er den egoistischen Lebensretter finden soll, weiß er immer noch nicht. Er schüttet sich den Gin Tonic in einen Zug hinunter, löscht seine Zigarette und lässt das Geld samt Trinkgeld neben dem leeren Glas zurück. Schwankend steht er auf, sucht den Weg hinaus und öffnet die Tür ins Freie. Es ist still außerhalb des Lokals, einzig der Mond erhellt die Straße. Keine Wolke ist am Himmel zu sehen, die Sterne strahlen heller denn je, vielleicht hat er auch nur zuviel getrunken. Ein einziges Auto rast vorbei und stört die Idylle, es ist gesuchte der Mann! Er reagiert zu spät, das Auto ist bereits weg. Der Typ muss in der Nähe wohnen sonst würde er hier nicht langfahren, denkt er sich. Er zuckt zusammen, denn eine Hand packt ihm an der Schulter.

Montag, 29. Januar 2007

.


Ich weiss, es ist makaber, aber ich find es verdammt lustig!
Nur ein Bild...mehr nicht!

kein bock

DU BIST EINE



...nur so nebenbei


_________________________


"Nimm dir einen Strick,
bind ihn an die Türklinke,
und häng dich rein."

Es ist Montag und ich hab, wie immer, keine Lust. Aber heute ist es schlimmer als sonst, denn heute war wirklich ein Scheisstag. Ich will auch nicht schreiben, ich hab einfach keine Lust, mein Demotivationslevel ist bei 100! Was macht man gegen notorische Unlust und Demotivation? Wie soll ich mich bitte noch motivieren und was soll ich noch tun? Erstens, ich bin für den Frühling damit meine Winterdepression endlich weggeht: ich brauch Sonne!! Und zweitens, ich pack meine Koffer und brenn durch, vermutlich mit einen Dampfer ab in die Südsee. Viel Spaß noch in Deutschland!

Donnerstag, 18. Januar 2007

time for a break


Ich hab keine Lust, ich bin demotiviert und desorientiert. Mehr gibt es nicht, für heute ist Schluss.
Schönen Abend und fliegt bitte nicht weg, sonst liest meinen Stuss niemand mehr.

Mittwoch, 17. Januar 2007

drittens

Ein komischer Mann, denkt sie, warum fragt er nach dem alten Mann? Und was will er von ihm?
Sie geht den Korridor weiter entlang, bis sie den Operationstrakt erreicht. Der alte Mann wird im Operationssaal 3 operiert. Durch berühren eines Schalters schwenken die Türen auf, sie schlägt gegen den Schalter. Hinter der Tür ist alles sauber und steril, außer ihr Kopf, der ist ein katastrophales Chaos.
Ein leise Piepen beherrscht den Raum, grüne Anzüge irren umher, die Anspannung ist den Gesichtern abzulesen. Der Tag ist noch jung und sie werden einen Mann den Schädel öffnen, und ihm sein Leben retten, hoffentlich. Muss er denn alleine sterben? Sie versuchte seine Angehörigen zu erreichen, doch erreichte sie niemanden. Warum muss er überhaupt sterben? Sie ist noch nicht lange Krankenschwester, sie will Menschen helfen, aber sie will keine Menschen sterben sehen. Der Mann hat Glück, wäre der Tumor nicht entdeckt worden, wäre er gestorben, das ist sicher. Der Chirurg betritt den Raum, es scheint als würde die Welt um sie herum verstummen, er ist das Selbstbewusstsein selbst. Die Krankenschwestern atmen auf und sie beruhigt sich. Jetzt wird alles gut, sie braucht keine Angst mehr zu haben, er schafft das, er ist Chirurg, er kann Leben retten und wird ihn retten.

Montag, 15. Januar 2007

schönheit der zeit

Was ist schön? Alles kann schön sein. Schönheit ist nicht objektbezogen, die Zeit kann auch schön sein. Es gibt tage, die niemals vorbei gehn sollten, und andere, die am besten sofort verschwinden sollen. Will man also nur schöne tage, nur schlechte oder beides im leben haben? Auf dauer wären selbst die Schönsten Tage des Lebens langweilig, wobei jeden Tag eine Million Euro im Lotto zu gewinnen Vorteile birgt. Dagegen will auch niemand nur schlechte Tage leben, die Lieblingskatze muss nicht jeden tag sterben und seinen Job will man auch nicht öfters als einmal im Jahr verlieren. Ist es der Mix aus beidem, der uns glücklich macht? Der Mix macht es aus, er macht das Leben schön, denn nach einer miesen Zeit ist ein schöner tag die beste Medizin.

schönen abend

Samstag, 13. Januar 2007

zweitens

‚Dummes Arschloch, was für ein Penner war das?’, denkt er sich. Seine Bahn fährt los, ohne ihn. Er presst das Taschentuch auf die Wunde des alten Mannes. Sekunden vielleicht auch Minuten später löst ein Sanitäter ihn ab, wie lang er dort saß weiss er nicht. Er will nicht zur Arbeit, er verlässt den Bahnhof und schlendert die Straße entlang. Es ist kurz nach acht am Morgen, die Schatten sind lang, der Himmel blau und er besorgt: was ist mit dem alten Mann und wie geht es ihm? Die Sonne blendet ihn, er sieht seinen Atem, er wartet und rennt los, er rennt über die Straße, die Autos hupen. Er will zurück, zurück zum Bahnhof. Als er ankommt ist der Krankenwagen bereits weg und zu welchen Krankenhaus er fährt, das weiss keiner und es interessiert auch niemanden. Wieder verlässt er den Bahnhof und steht wieder an der Straße, als er auf der anderen Straßenseite eine Telefonzelle sieht, er geht hin und ruft die Auskunft an, die ihm den Weg zum nächsten Krankenhaus beschreiben soll.

Das Krankenhaus ist hässlich, es ist quadratisch, es ist grau und es ist ein Krankenhaus. Er mag keine Krankenhäuser, doch er mag die Vorstellung, dass es dem alten Mann hilft, und dazu sind Krankenhäuser da. Die Rezeption ist verlassen, er klingelt und ruft, doch es ist niemand da. Nach fünf Minuten sieht er eine Krankenschwester den Flug entlang laufen, er fragt sie, ob ein alter Mann mit Kopfverletzung eingeliefert worden ist. Es war das richtige Krankenhaus, der Alte Mann wurde hier hingebracht, doch die Krankenschwester guckt ihn betrübt an und das macht ihm Angst.

„Sind sie ein Angehöriger?“, fragt die Schwester.
Er verneint die Frage und antwortet ihr, „Ich habe ihm an der Bahnstation versorgt bis die Sanitäter kamen. Was ist mit ihm? Geht es ihm gut? Können sie mir wenigstens das sagen?“
“Der alte Mann ist im OP: er hat einen Gehirntumor. Der Tumor ist dem Chefarzt bei der Computer-Tomographie aufgefallen, die Wunde ist nicht schlimm, der Tumor war aber anscheint bisweilen unbemerkt.“, sagt sie. Das dumme Arschloch, dass ihn umgestoßen hat, hat ihm sein Leben gerettet?
„Mehr kann ich ihnen leider nicht sagen, wenn sie kein Angehöriger sind, nur soviel, der Sturz hat dem Mann sein Leben gerettet oder wird es ihm hoffentlich retten. Ich muss jetzt gehen, ich muss mich beeilen“, sagt die Schwester und ist weg.

Er verlässt das Krankenhaus, er ist verwirrt, doch er weiß: er muss das Arschloch finden und ihm sagen, was er getan hat. Er muss ihm sagen, dass er einem Menschen das Leben gerettet hat, hoffentlich gerettet hat. Nur wo ist er und wie findet man einen Unbekannten?