Donnerstag, 15. März 2007

viertens

IV

„Was wünschen Sie?“, fragt der Kellner. „Ein Gin Tonic, bitte. Hat die Küche noch auf?“, fragt er zurück. Der Kellner verneint die Frage, es wäre auch zu schön gewesen, denkt er sich. Nachdenklich sitzt er an der Bar, er hängt eher als dass er sitzt, und er ist alleine. Das Leben will einen Clown aus ihm machen und es erlaubt sich derbe Späße. Am Morgen stößt ein junger Mann einen älteren um und rettet ihn damit das Leben. Wie kann so etwas sein?, fragt er sich abermals. Der alte Mann liegt jetzt auf der Intensivstation, ob er überlebt ist ungewiss. Eine der Schwester rief ihn an bevor er in das Lokal ging, er hatte ihr seine Nummer gegeben, für ein Date und keine Todesbotschaft. Wieder einer dieser Späße, denkt er sich, vielleicht wird doch mehr daraus? Hinter der Bar stolpert der Kellner und fliegt samt des Tabletts und seines Gin Tonics quer durch den Raum. Heute hat wohl nicht nur er einen schlechten Tag. Der Kellner bittet um Entschuldigung und sagt, dass er ihm das Getränk sofort bringen wird. Er schaut sich im Lokal um, es ist ein ruhiges Lokal mit bequemen Sesseln und gediegener Musik, die ihm leise berieselt. Nur sein Aschenbecher läuft bereits über, der Barkeeper übt sich lieber in Akrobatik statt seine Gäste, und vorallem ihm, zu bedienen - zwei Flaschen sind bereits zu Bruch gegangen. Zwei Plätze weiter sitzt ein Pärchen. Aber der Herr sollte sich lieber benehmen sonst waren sie die längste Zeit ein Pärchen, denn die junge Dame ist nicht sehr angetan von den Gesangs- und Trinkkünsten ihres Partners. Direkt hinter ihm ist ein Tisch mit älteren Herren. Sie unterhalten sich über Aktien, Wirtschaft und schnelle Autos. Die fünf Herren sitzen in ihren edlen Anzügen und mit ihren teuren Uhren an einem für sie reservierten Tisch und schlürfen ihre 10€ Cocktails. Er schüttelt nur den Kopf. Die müssen sicherlich nicht mit Hartz IV über die Runden kommen, denkt er sich. Inzwischen hat er seinen Gin Tonic gekriegt, dazu sogar eine Entschuldigung der Geschäftsleitung. Jene ist nämlich auch anwesend im Lokal, sie sitzt mehrere Tische weiter in einer Ecke des Raums und verhüllt sich in einer Wolke aus Zigarrenrauch, das einzige, das man sieht, ist das Glühen der Glut . Er kann seine Gedanken nicht mehr ordnen, geschweige denn sammeln und wie er den egoistischen Lebensretter finden soll, weiß er immer noch nicht. Er schüttet sich den Gin Tonic in einen Zug hinunter, löscht seine Zigarette und lässt das Geld samt Trinkgeld neben dem leeren Glas zurück. Schwankend steht er auf, sucht den Weg hinaus und öffnet die Tür ins Freie. Es ist still außerhalb des Lokals, einzig der Mond erhellt die Straße. Keine Wolke ist am Himmel zu sehen, die Sterne strahlen heller denn je, vielleicht hat er auch nur zuviel getrunken. Ein einziges Auto rast vorbei und stört die Idylle, es ist gesuchte der Mann! Er reagiert zu spät, das Auto ist bereits weg. Der Typ muss in der Nähe wohnen sonst würde er hier nicht langfahren, denkt er sich. Er zuckt zusammen, denn eine Hand packt ihm an der Schulter.

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